Der Mythos “Sommerloch” im Recruiting

Thomas Duport

Talented International

Viele Unternehmen sind der Meinung, dass mit den Sommermonaten, insbesondere dem August und der Urlaubszeit, auch das sogennannte Sommerloch beginnt. Da viele potenzielle Kandidaten im Urlaub sind und deshalb angeblich auch kein Interesse an Jobwechseln oder Bewerbungsprozessen haben, werden Rekrutierungsmaßnahmen häufig zurückgefahren.
Doch was ist dran am Mythos des “Sommerloch”? Laut Google Trends sind keine drastischen Einbrüche in den Suchanfragen in den Sommermonaten, konkret im August, erkennbar. Man kann sogar eher von einem Vor-Sommer-Loch sprechen, denn im Mai und Juni zeichnet sich anhand der Zahlen ab, dass Bewerbern weniger nach Jobs mit Hilfe von Google gesucht haben.

 

Auf Arbeitgeberseite erreicht die Anzahl der von Unternehmen gemeldeten, freien Stellen in den letzten Jahren laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit sogar regelmäßig ihren Höhepunkt des gesamten Jahres im August.

Betrachtet man zu welchen Zeitpunkten im Jahr die meisten Kandidaten ihren Position wechseln, zeigen Umfragen von LinkedIn, wenig überraschend, zu Jahresbeginn im Januar die meisten Jobwechsel mir 13,1 %. Jedoch können die Sommermonate durchaus mit den restlichen Monaten mithalten. So erfolgen im gefürchteten “Sommerloch” im August immernoch 8,2% der Einstellungen des gesamten Jahres. Dies bewegt sich auf einem ähnlichen Niveau wie in den restlichen Monaten im Frühjahr oder Herbst. Tatsächlich ist der schwächste Monat für Neueinstellungen der Dezember mit nur 3,7%, was sicherlich auf die Weihnachtszeit, damit verbundenen Feiertage als auch häufig auf den folgenden Jahresbeginn verlegte Eintrittstermine zurückzuführen ist. Vielleicht sollte man deshalb sogar eher von einem Weihnachtsloch sprechen?

 

Deswegen sollte Rekrutierung gerade im Sommer nicht vernachlässigt werden. Dadurch, dass viele Kollegen im Urlaub sind, können Vertretungen und Extraufgaben in dieser Zeit durchaus die Stimmung bei Arbeitnehmern drücken. Das kann dazu führen, dass Kandidaten geneigter sind den Job zu wechseln. Wenn darüber hinaus mit dem aktuellen Gehalt kein Traumurlaub möglich war, werden Stellenanzeigen mit entsprechenden Aussagen über Benefits und interessante Verdienstmöglichkeiten besonders attraktiv. Ein weiterer Grund sich im Sommer in Sachen Rekruitierung nicht zurückzulehnen, ist, dass Schüler und Absolventen von Hochulen im Sommer auf den Markt strömen. Viele warten auf den Berufseinstieg im Herbst, aber die Monate davor sind eine optimale Möglichkeit um bereits Kandiaten für Juniorstellen zu gewinnen.
Außerdem steht im August schon der Herbst vor der Tür und damit bei vielen Firmen auch neue Projekte nach den Sommer, was eine gute Zeit um Fuß in einem neuen Unternehmen zu fassen, darstellt. Zudem sind Personaler, Entscheider wie Kandidaten gut erholt aus dem Urlaub zurück und bereit den Bewerbungsprozesss möglichst schnell abzuwickeln.

 

Strategien für die Sommerzeit für Unternehmen

 

Selbst bei sich länger ziehenden Vorgängen, ist die weitere Ausschreibung von Stellen und Suche nach Kandidaten im Sommer essentiell und auch eine gewissen Kontinuität zu zeigen.
Des Weiteren kann man das selbst produzierte “Sommerloch” von Konkurrenzfirmen und die Urlaubszeit derer HR auch als Wettebewerbsvorteil nutzen, gute Kandidaten als erstes zu akquirieren. Weiterhin sind Kandidaten, die aktuell frei haben unter Umständen auch flexibler für kurzfristige Vorstellungsgespräche, wobei aufgrund der Urlaubszeit Bewerbern eine größere Flexibilität bezüglich der Bewerbungsprozesse entgegen gebracht werden sollte.
Hilfreich ist vor allem die sonnige Zeit voraus zuplanen, denn wer rechtzeitig im Juni, oder Juli die Suche für eine Position beginnt, kann dann im besten Fall bereits im August ein neues Talent im Unternehmen begrüßen. Auch sollten unbedingt Vertretungen langfristig geplant werden.
Bei der Ansprache von Kandidaten sollte noch intensiver als sonst auf Social Media gesetzt werden. Es benötigt in der Urlaubszeit eine proaktive Ansprache und active Sourcing.

 

Fazit

 

Es gibt keine Sommerpause im Recruiting. zugegeben läuft das Recruitung zäher im Sommer, was sicherlich teils daran liegt, dass Vorstellungespräche und Termine aufgrund von Urlaubs nach hinten geschoben werden. Andererseits sind in Zeiten modernern Technologien viele Bewerber bereit erste Videogespräche online, unter Umständen auch aus dem Ausland zu führen.
Dass Rekrutierungsaktivitäten seltener zum Erfolg führen in dieser Zeit, ist wohl eher der großen Konkurrenz aufgrund der Anzahl offener Stellen geschuldet. Darüber hinaus machen sich natürlich die Abwesenheiten von Kollegen im Personalbereich bemerkbar, da die Haupreisezeit der Deutschen im Juli und August liegt.
Schlussendlich liegt das Sommerloch also eher aus Seiten der Hiring Manager und betrachtet man den Arbeitsmarkt ist eher von einem Sommerhoch zu sprechen. Beherzigt man jedoch die Strategien für diesen Zeitraum im Recruitung, lassen sich auch oder vielleicht gerade in dieser Zeit trotzdem gute Kandidaten finden!

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Thomas DUPORT

thomas.duport@talentedint.com

Director of Strategic Partnerships EMEA

Talented International – Artificial Intelligence Recruiting

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